Knapp 10 Jahre ging ich nun Tag ein, Tag aus zum Arbeiten in eine psychiatrische Klinik.
Knapp 10 Jahre habe ich so viel über die Psyche kennenlernen und erfahren dürfen.
Gespräche geführt; mit Kindern, mit Jugendlichen, mit Erwachsenen.
Und so oft musste ich mir diese wichtige Frage stellen: Musste es wirklich so weit kommen?
Muss der Mensch wirklich so viel ertragen, bis sein Körper ihn zwingt, zu kapitulieren?
Viele Erwachsene, die unter Burn-Out und schweren Depressionen litten, berichteten mir, dass ihre Seele schon so viel früher geschrien hat. Sie es aber einfach wegignoriert haben. Weiter gemacht haben. Aus Angst, als Versager/in dazustehen. Angst davor, abgelehnt zu werden. Angst, alleine dazustehen. Angst, den Boden unter Füßen zu verlieren. Angst, die vermeintliche Sicherheit zu verlieren.
Am meisten aber trafen mich die Geschichten von Kindern und Jugendlichen. Und ich frage mich,
- wie kann es so weit kommen?
- wie kann es so weit kommen, dass ein 9-jähriges Mädchen keinen Sinn mehr sieht, zu leben? Und suizidgefährdet ist?
- wie kann es sein, dass ein 14-Jähriger unter schwersten Depressionen leidet? Weil er dem Druck nicht mehr standhalten kann.
- wie kann es sein, dass ein Mädchen von 1,68 m mit 24 kg zu mir kommt? Und irgendwann beschlossen hat, dass nicht mehr zu essen, den einzigen Ausweg für sie bedeutet.
- wie kann es sein?
Nach 10 Jahren habe nun ich am 19.02.2024 meine Kündigung abgegeben.
Und das nicht, weil ich diese Geschichten nicht mehr ertrage. Sondern weil ich nicht mehr bereit bin, unter oder in diesem System mitzuwirken.
Wo Geld mehr Wert darstellt, als die wirkliche Gesundheit der Menschen.
Ich möchte nicht mehr bereit sein, Symptombehandlung zu betreiben. Sondern ich möchte zum Ursprung des Problems. Aber dafür wird einem keine Zeit gegeben.
Hier startet ein neuer Abschnitt. Ein neuer Lebensabschnitt. Ich würd emich freuen, wenn Du mich auf meiner Reise begleitetest.